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27.09.2010

10.000 Seiten Argumente gegen die Höchstspannungsleitung

(Holle) Es ist fünf vor zwölf. Symbolisch. Die Gemeinden haben bis zur letzten Minute an ihrer Stellungnahme gegen das 380kv-Projekt gearbeitet und die Widerspruchsfrist eingehalten. Jetzt ist der Tag der Abgabe. In der Regierungsvertretung in Braunschweig nimmt Herr Piegsa sechs Aktenordner und eine Kiste mit Fakten entgegen. Die Bürgermeister Klaus Huchthausen und Wolfgang Pletz übergeben die Einwendungen aus der Stadt Bockenem, der Samtgemeinde Lamspringe und der Gemeinde Holle.

Fakt ist: Die Firma Transpower, ehemals e.on – Netz, plant die Errichtung einer 380 kV-Höchstspannungsverbindung zwischen dem Umspannwerk Wahle in Niedersachsen und dem Werk Mecklar in Hessen. Diese Trasse führt in einer Variante direkt durch die Gemeinde Holle, die Stadt Bockenem und die Samtgemeinde Lamspringe vorbei an Wohn- und Naturschutzgebieten. Dagegen legte nicht nur die Kommunen Widerspruch ein, sondern auch viele Bürger der betroffenen Gebiete haben sich in mehreren Bürgerinitiativen organisiert und gegen die Trassenführung gewehrt. Die gemeinsame Forderung: Wenn schon eine neue Trasse notwendig ist, dann muss sie zumindest in sensiblen Gebieten unter die Erde gelegt werden, um Menschen und Natur zu schonen. Eine komplette Erdverkabelung auf einer noch festzulegenden Trasse bleibt eine zentrale Forderung im Rahmen der Einwände und Stellungnahmen.

Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung – Regierungsvertretung Braunschweig ist zuständig für Durchführung des Raumordnungsverfahrens. Im Rahmen dieses Verfahrens haben die betroffenen Kommunen und Bürger die Möglichkeit, die Planungen einzusehen und ihre Widersprüche zu formulieren. Bis zum 27.8.2010 mussten die Einwände in Braunschweig eingegangen sein, um Berücksichtigung bei der Planung zu finden. Die Behörde schätzt bis zu 10 000 Seiten voller Einwände, die bis zum Ende des Jahres bearbeitet werden. Dann steht fest, welche Trassenvariante gebaut wird.

Die Stellungnahmen umfassen zahlreiche Punkte gegen die geplante Trasse durch die Gemeinden. So wird die Notwendigkeit einer neuen Trasse überhaupt in Frage gestellt, die Nichtberücksichtigung einer Erdverkabelung bei der Planung kritisiert und auf die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, die Strahlungsgefahr und die negativen Auswirkungen auf Flora und Fauna hingewiesen.

Die Vertreter der Gemeinden brachten bei der Übergabe noch einmal ihre zahlreichen Bedenken gegen die Höchstspannungsleitung vor. Die Behörde versprach eine sorgfältige Prüfung aller Eingaben. Nach der Festlegung des Trassenverlaufs beginnt das Planfeststellungsverfahren, zu dem die Gemeinden, Initiativen und Einzelpersonen wieder Stellung nehmen und konkrete Einwände einbringen können.