Kurze Wege, bekannte Gesichter, das nimmt Ängste
Die Gemeinde Holle hat den zweiten Impftermin für ihre Senioren organisiert / Für die Verwaltung ein großer Aufwand, der sich aber lohnt
Von Andrea Hempen – Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 05.03.2021
Am Donnerstag stand in Holle der zweite Impftermin für Einwohner der Gemeinde im Alter von über 80 Jahren an. Für die Verwaltung bedeutet das viel Arbeit. Die sich aber offenbar lohnt. „Ich bin seit 20 Jahren Bürgermeister in dieser Gemeinde. So viel geballte Dankbarkeit habe ich noch nie erfahren“, schwärmt Verwaltungschef Klaus Huchthausen.
„Das ist hier ganz gewaltig organisiert“, sagt Lilli Wassmann (84). Sie sitzt mit ihrer Tochter im Wartebereich der Mohldberghalle. Gerade hat sie von einem der zwei Impfärzte ihre erste Corona-Impfung erhalten. Nun soll sie noch eine Viertelstunde warten. Verträgt sie die Impfung gut, kann sie nach Hause gehen. „Ich habe erst vor ein paar Tagen vom Land Post bekommen, dass ich noch lange nicht mit Impfen dran bin“, erzählt die Rentnerin. Jetzt ist sie froh, dass es in ihrem Heimatort schneller ging.
„Kurze Wege, vertraute Gesichter, das nimmt Ängste. Das hat man in den großen Impfzentren nicht“, sagt Thorsten Köhler vom Landkreis Hildesheim. Er ist an diesem Tag zu Gast in Holle. Dort sei alles ebenso gut organisiert wie in den anderen zwölf Gemeinden, die die Impfungen vor Ort anbieten. Da sehe das Land Niedersachsen, was alles möglich ist. Es spreche seiner Ansicht nach nichts dagegen, später auch Lehrer und Erzieher vor Ort zu impfen.
In Holle haben Ordnungsamtsleiter Simon Sibilis und Jugendpflegerin Andrea Müller das Heft für die Impfungen in der Hand. „Die haben wirklich viel zu tun, das ist nicht eben mal zwischen Tür und Angel zu erledigen“, sagt Huchthausen. Abgesehen davon, dass er ohnehin ein tolles Team habe, seien seine Leute mit viel Herzblut bei der Arbeit. Und so verteilen sich die Mitarbeiter in der Mohldberghalle.
Am Eingang begrüßt Michael Kook aus dem Bürgerservice die Gäste. Anschließend misst Meike Gückel als ehrenamtliche Helferin des DRK Ortsvereins Fieber, weiter geht es zur Anmeldung bei Andre Hoffmeister aus dem Bauamt, Jasmin Funke aus dem Fachbereich 1 überprüft die Unterlagen der Impfwilligen auf Vollständigkeit, Dagmar Kalmbach aus dem Steueramt erledigt die Eintragungen in die Impfpässe oder füllt die Ersatzbescheinigungen aus.
Mitarbeiter des Bauhofes richteten die verschiedenen Bereiche ein, verlegten Teppiche. Außerdem im Einsatz weitere Mitglieder des DRK-Ortsvereins unter der Leitung der Vorsitzenden Sieglinde Deffner-Korrmann und der Feuerwehr, von denen Steffen Huchthausen und Mark Gebel, der auch der Verwaltung angehört, die Anreisenden auf dem Parkplatz registrieren. „Außerdem ist unser Reinigungspersonal im Einsatz, damit hier alles immer wieder desinfiziert wird“, erklärt Amtsleiterin Martina Schäfer.
„Beim ersten Termin waren die Leute gut und gerne eine Dreiviertelstunde vor dem Termin da“, berichtet Michael Kook. Für die Senioren über 85 Jahre war der Termin auch gesellschaftlich etwas Besonderes, denn schließlich hat man derzeit wenig Kontakte. Dementsprechend groß war die Freude. Die 84-jährige Lilli Wassmann etwa ist froh, dass sie noch vor ihrem Impftermin einem beim Friseur hatte. „So sieht man wieder ordentlich aus“, sagt sie und freut sich. Darauf müsse sie noch warten, erklärt Tochter Sylvia Wewers und fährt sich durch die Haare.
Neben den beiden Hollerinnen sitzen Marianne und Sabine Kronenberg. Sie müssen eine halbe Stunde im Wartebereich bleiben, weil die 84-jährige ein blutverdünnendes Medikament einnimmt. „Ein bisschen aufgeregt war ich vor dem Termin schon“, gesteht Marianne Kronenberg. Doch alles war gut, urteilt die Wohldenbergerin. Auch ihre Tochter ist erleichtert, dass sie den Termin in der Heimatgemeinde wahrnehmen konnte, alles ging schnell, so dass sie nicht freinehmen musste. „Ich gehe heute einfach nur etwas später zur Arbeit“, sagt sie. „Wir haben hier total wenige Absagen oder Ausfälle“, sagt Sieglinde Deffner-Korrmann. Die Termine würden den Senioren so mitgeteilt, dass sie ganz in Ruhe alles organisieren können. Am Morgen hatte sie von einer Bekannten gehört, die morgens um 7 Uhr eine SMS mit der Terminzuteilung am Nachmittag bekommen habe. „Wie soll man das denn schaffen?“, fragt Korrmann mit Blick auf die betagte Zielgruppe.