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Die frühkindlichen Bildungsprozesse

Zu den frühkindlichen Bildungsprozessen gehören verschiedene Bereiche. Diese finden Sie im Niedersächsischen Bildungs- und Orientierungsplan für Kinder unter drei Jahren.

Wahrnehmung

Krippenkinder erkunden sich ihre Welt durch alle Sinne, dies ist das Eingangstor für Welterfahrung. Sie ertasten zunächst alles mit dem Mund und erfahren so alles über die Beschaffenheit von der Oberfläche und dem Material, dem Geschmack, der Form oder dem Geruch. Diese „Mundwissenschaft“ lässt im Laufe der Zeit nach und das Kind geht über in eine Berührung oder es reicht schon ein Blick, um zu entscheiden, ob etwas interessant ist. Darüber hinaus erhält das Kind mit der Entwicklung seiner Sinnesorgane, neue Zugänge zu seinem räumlichen und sozialen Umfeld, ebenso entwickelt sich sein Körperbewusstsein und sein Selbstbild.

Emotionale Entwicklung

Im engen intensiven Kontakt mit den Bezugspersonen entwickelt das Kind ein Emotionsverständnis und Emotionswissen. Das Kind lernt Schritt für Schritt zwischen den unterschiedlichen Gefühlen wie Freude, Glück, Überraschung, Ärger, Angst und Wut zu unterscheiden. Kleinkinder können ihre Gefühle noch nicht regulieren. Das Kind lernt, durch die einfühlsame und respektvolle Resonanz von den Bezugspersonen, seine Gefühle zu verstehen. Dadurch entwickelt sich eine wichtige Grundlage für Empathie und angemessenes soziales Verhalten.

Ich-Entwicklung und Soziales Lernen

Durch die Erfahrungen, die das Kind gemeinsam mit seinen Bezugspersonen macht, wird es am „DU“ zum „ICH“. Für eine positive Ich Entwicklung tragen wir alle eine hohe Verantwortung, damit sich jedes Kind als kompetent, wichtig und einflussnehmend erleben kann und so ein positives Selbstbild entwickelt. Das führt dahin, dass es sein Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl entwickelt. Das Verhalten der Bezugspersonen hat Einfluss auf die Fähigkeit jedes Kindes, sich in schwierigen Lebenssituationen zu behaupten (RESILIENZ). Diese Schlüsselkompetenzen entfalten sich im kindlichen Spiel. Das Kind lernt zum Beispiel, ein Spielzeug von einem anderen Kind zu bekommen ohne es ihm „gewaltsam“ wegzunehmen. Im sozialen Kontakt mit anderen Krippenkindern finden noch überwiegend Allein- oder Parallelspiele statt, sowie gegenseitige Blickkontakte. Wenn die Kinder älter werden entwickeln sich erste Kooperationsspiele.

Entwicklung kognitiver Fähigkeiten und der Freude am Lernen

Voraussetzung für die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten ist mit viel Freude am Lernen verbunden. Spielerische Erfahrungen wie z.B. „Wann kippt der Turm um?“ oder „Wie kommt die Milch in meinen Becher?“. Verbunden mit Sprache und Nachahmung wird zur Begriffsbildung und differenzierten Vorstellungen von Dingen und Vorgängen beigetragen. Durch wiederholende Handlungsabläufe und kleine Experimente erkennen die Kleinsten bereits Zusammenhänge und Vorstellungen im Krippenalltag.

Körper, Bewegung und Gesundheit

Wie Essen, Trinken und Schlafen ist Bewegung ein menschliches Grundbedürfnis für eine optimale Entwicklung körperlicher, geistiger und seelischer Fähigkeiten. (Siehe Punkt 7.2 Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit)

Kommunikation, Sprache und Sprechen

Sprache und sprechen kann nur in der direkten Interaktion mit anderen Menschen erlernt werden. (Siehe Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit)

Lebenspraktische Kompetenzen

Selbstständig Entscheiden und Handeln ist eine zentrale Bildungsaufgabe, die bereits im Autonomiebestreben des Kindes verankert ist. Beim Gang nach draußen werden die Kinder beim an- und ausziehen beteiligt, oder den Tisch nach dem Frühstück abzudecken u.v.m. Durch immer wieder kehrende Rituale im Tagesverlauf erweitern sie durch Nachahmung ihre lebenspraktischen Kompetenzen in den Bereichen Essen, Körperpflege, an - und ausziehen.

Im achtsamen Umgang mit den Kindern passen sich die Bezugspersonen ihren zunehmenden Fähigkeiten an. Die Bezugspersonen fördern die Ich–Kompetenz der Kinder täglich und regelmäßig, indem sie sie fordern und anregen, aber nicht überfordern.

Mathematisches Grundverständnis

Mathematisches Denken bedeutet, Strukturen und Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und Dinge miteinander in Beziehung zu setzen. Schon Säuglinge bilden Kategorien, erkennen die Gesamtausdehnung von Gegenständen und können Mengenunterschiede grob abschätzen, wenn sie groß genug sind. Das abstrahierende und folgende Denken entwickelt sich auf der Grundlage kognitiver Fähigkeiten, Eigenschaften von Objekten zu unterscheiden. In der Krippe entwickeln die Kinder ein Verständnis von „mehr“, „weniger“ und „anders“ durch experimentieren mit Mustern, Formen und Mengen. Ebenso durch Befüllen, Umschütten, Bausteine stapeln usw. mit viel Spaß, Begeisterung und Ausdauer. Durch Aussagen wie „jetzt“ oder „nach dem Essen“, entwickeln Kinder im Alltag ein erstes Verständnis von Zeit.

Ästhetische Bildung

Der Begriff „Ästhetik“ beinhaltet die Bedeutung der Wahrnehmung als Grundlage für Lern- und Entwicklungsprozesse. Gleichzeitig wird Ästhetik auch als die Lehre von Schönheit und Harmonie in Natur und Kunst beschrieben. Ästhetische Bildung bietet Kindern Chancen, sich in einer kreativen Auseinandersetzung mit ihrem Lebensumfeld zu entwickeln. Sie fördert die Wahrnehmung und Interpretation von Sinneseindrücken. Der erste Umgang mit Farbe, Händen, Matsch, Knete und Kleister fasziniert Krippenkinder und motiviert zu immer vielfältigeren Erfahrungen.

Bei der Begleitung und Unterstützung des künstlerischen und kreativen Schaffens Kleinstkinder gilt in besonderer Weise die Devise: „Der Weg ist das Ziel!“