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14.11.2011

ZDF filmt im Familienpark Sottrum

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ZDF filmt im Familienpark Sottrum

(Holle) Gibt es in der Gemeinde Holle einen besonders interessanten Menschen? Diese Frage stellt ZDF-Reporterin Dr. Christiane Iglseder im Rathaus der Gemeinde und Passanten auf der Straße. Immer wieder bekommt sie dieselbe Antwort: Peter Deicke. Also fährt die Reporterin mit ihrem Team nach Sottrum, klingelt an der Pforte des Familienparks und lernt ihn kennen, diesen Peter Deicke. 

Iglseder nimmt mit ihren Kollegen Olaf Kube (Kamera) und Alex Felchow (Ton) in der Essecke des Deickeschen Heimes Platz. Christa Deicke versorgt die Gäste mit Kaffee, ihr Mann Peter benötigt keinen Wachmacher – er ist immer wach. Die Reporterin hat einen klaren Auftrag. Für das ZDF-Mittagsmagazin „Drehscheibe Deutschland“ spürt sie interessante Menschen auf. Wohin die Reise geht, das bestimmen Zuschauer, die für diese Rubrik auf eine Karte tippen. Dieses Mal geht es nach Niedersachsen, genauer gesagt in die Gemeinde Holle.„Man hat mir gesagt, sie seien ein großer Tänzer“, leitet Iglseder das Gespräch ein. Deicke lehnt sich zurück, an die Wand, an der Fotos aus China, der Sahara und Russland hängen. „Ach, das habe ich früher einmal mit Begeisterung gemacht“, berichtet der 81-Jährige. Er erzählt der Fernsehfrau, dass er einst der jüngste Tanzlehrer des Landes war, eine Tanzschule gründete und diese über viele Jahre betrieb. „Aber das ist abgeschlossen“, sagt er, lehnt sich nach vorn und faltet die Hände auf dem Tisch. Man müsse sein Leben lang ja schließlich nicht immer dasselbe machen. „Ach“, sagt Iglseder, „dann ist Tanzen gar nicht ihr Standbein?“ Deicke verneint und serviert der Frau einen Ausriss aus seinem – nun ja – sehr bewegten Leben.

Als Kleinstkind sei er an einer Gehirnhautentzündung erkrankt und schwerstbehindert gewesen .Mit fünf Jahren konnte er noch nicht alleine stehen. Und das im Dritten Reich – das sei nicht lustig gewesen. Aber seine Eltern hätten ihn stets gefördert und angespornt – mit Erfolg. So habe er mit 16 Jahren schließlich als Boxer im Ring gestanden, später gründete er einen Judo-Verein, bereiste die Welt, fing wilde Tiere. „Sie waren Großwildjäger?“, hakt Iglseder nach. „Nee, immer Kammerjäger“, scherzt Deicke. Er habe nur gefangen, was er auch alleine transportieren konnte: Krokodile, Schlangen, und, und, und. Ob er alle Abenteuer unverletzt überstanden habe? „Och was“, winkt Deicke ab, erzählt von gerissenen Sehnen, einem eingedrückten Kehlkopf, gebrochenen Wirbeln, genähten Wunden.

Kameramann Kube stützt sein Kinn auf die Hand, hört gebannt zu. Auch Felchows Kaffee droht kalt zu werden, während das Energiebündel ihnen gegenüber aus seinem Leben erzählt. Doch für die ganzen 81 Jahre reicht die Zeit nicht, schließlich muss noch gedreht werden.

Kube richtet das Objektiv seiner Kamera auf ein gemaltes Bild im Esszimmer. Löwe, Giraffe und Leopard schauen den Betrachter an, dass passt zum einleitenden Dialog: „Man hat uns erzählt, sie waren Tanzlehrer, haben wilde Tiere gefangen. Was haben sie alles gemacht?“, fragt Iglseder. Deicke beantwortet die Frage, erklärt, wo einige der Fotos an der Bilderwand hinter ihm aufgenommen wurden. Die Reisen in alle Teile der Welt habe er mit der Tierfängerei finanziert. Das würde er heute nicht mehr tun. Er habe dazu gelernt, wisse heute, dass das nicht richtig ist. „Heute fange ich nur noch für die Polizei Tiere ein“, erklärt der Experte. Tatsächlich ist der Sottrumer immer zur Stelle, wenn es gilt, ausgesetzte Schlangen oder Schnappschildkröten zu erhaschen.

Die Gruppe verlässt das Haus, nun soll im Park gedreht werden. Deicke öffnet die Behausung seiner stattlichen Pythonschlangen, die die Gelegenheit gleich für einen kleinen Ausflug nutzen wollen. Iglseder und Kameramann Kube streichen über die prallen Leiber der Tiere. „Das fasst sich gar nicht ekelig an“, stellt die Reporterin erstaunt fest. Gebührenden Abstand halten die Fernsehleute aber, als der Parkbesitzer eine große Schnappschildkröte mit einem Käscher aus dem Wasser fischt. Das Tier reißt sein Maul auf und der Besitzer erzählt, welche Wucht hinter einem Schnappschildkrötenbiss steckt.

Vom frühen Morgen bis zum Nachmittag hat das ZDF-Team Zeit, Material für seinen Sieben-Minuten-Beitrag zusammenzustellen. Nach drei Stunden müssen sich Iglseder, Kube und Felchow sputen. Sie haben noch nichts vom Familienpark gesehen, und über den hat Deicke natürlich auch jede Menge zu erzählen – und zwischendurch gibt der Hauptdarsteller immer noch einen Schwank aus seinem Leben zum Besten.

Irgendwann platzt Iglseder deshalb mit der Frage heraus: „Und das ist wirklich kein Jägerlatein, was sie uns hier erzählen?“ Deicke muss schmunzeln, schüttelt den Kopf: „Nee, nee. Ich habe mir mein ganzes Leben lang einfach immer nur meine Träume erfüllt“.

Die Drehscheibe Deutschland wird wochentags von 12.15 Uhr an gesendet. Der Beitrag über Peter Deicke wird am Montag, 14. November, gesendet.

Artikel aus der Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 14.11.2011 (am)